Ziegler über Planen (Interview)

"Je planmäßiger der Mensch vorgeht, um so wirkungsvoller trifft ihn der Zufall." (Dürrenmatt)
"Kein Plan übersteht die erste Feindberührung" (Clausewitz)
"Planung ersetzt den Zufall durch Irrtum" (Einstein)

?: Herr Ziegler, angesichts dieser Aussagen kann man den Eindruck gewinnen, dass jegliche Planung vergebliche Liebesmüh‘ ist.

Z: Ja, das könnte man. Aber deshalb komplett darauf zu verzichten, hieße das Kind mit dem Bade auszuschütten. Dass sich die Realität nicht an unsere Planungsdetails hält, kann man ihr nicht verübeln, denn auf die Details kommt es meist überhaupt nicht an. Wir sollten unsere Aufmerksamkeit vielmehr auf die Planung unseres Ziels sowie die Definition – gar Destillation – unserer essentiellen Absichten und Prinzipien fokussieren. Denn diese versorgen uns in der Umsetzungs-Phase mit der nötigen Orientierung und Motivation. Anders ausgedrückt: „Für ein Schiff, das seinen Hafen nicht kennt, ist kein Wind der richtige.“

?: Wie kommen wir nun voran, jetzt da wir das Ziel kennen?

Z: Wir könnten warten bis der Wind in Zielrichtung weht und dann Segel setzen und Fahrt aufnehmen. Das dürfte aber nicht sehr effizient sein, denn meistens weht er woanders hin. Glücklicherweise führen viele Wege nach Rom. Wenn wir uns bei der Wahl des Weges als flexibel erweisen, dann gibt es viel mehr „richtige Winde“. Wir werden eher Fahrt aufnehmen und ein Zwischenziel ansteuern können. Entscheidend ist, dass wir regelmäßig Standort, Kurs und Reserven prüfen sowie aufmerksam und flexibel bleiben, um die wechselnden Umstände zu unserem Vorteil zu nutzen.

?: Offenbar läuft es in Wirklichkeit meist eher nicht so. Wo hakt’s?

Z: Eigentlich sind wir alle bereits von Natur aus im Alltag äußerst talentierte Planer. Wir wenden unsere „natürliche Planungsmethode“ an und merken dabei gar nicht, wie genau wir eigentlich vorgehen. Und das scheint das Problem zu sein. Denn sobald wir bewusst und formal zu planen beginnen, passiert etwas äußerst Kurioses – wir kehren die „natürliche Reihenfolge“ um. Wir stellen sie auf den Kopf. Wir machen genau das Gegenteil. Wir zäumen das Pferd von hinten auf. Erstes Resultat: wir sind zu schnell beim „Irgendwas-machen“, verlieren uns in Details. Hüpfen vom Hölzchen zum Stöckchen, machen eine Schritt vor und zwei zurück. Aktionismus und Hektik blühen und gedeihen, der gesunde Menschenverstand verabschiedet sich. Auf dem Schiff herrscht hektische Betriebsamkeit. Man hat sich verirrt, kommt aber gut voran. Position und Ziel sind eher unklar. Die Reserven gehen allmählich zur Neige. Das Betriebsklima wird rauer, dunkle Wolken ziehen auf. Aber all das hat noch keiner bemerkt. Dann taucht ein schwarzer Schwan auf, gefolgt von einem Piratenschiff …

?: Wie unterstützen Sie Ihre Mandanten, um dieses tragische Szenario zu vermeiden?

Z: Wir unterstützen unsere Mandanten sowohl in der Phase der Zielfindung und Planung, als auch während der Umsetzung. Zu allererst müssen wir die Situation, Motivation und Zielsetzung unseres Kapitäns wirklich verstehen. Dieses Verständnis und den erforderlichen Kenntnisstand erarbeiten wir in einem persönlichen, qualifizierten Dialog. Anschließend maßschneidern wir Art und Umfang unserer Leistungen auf die individuellen Anforderungen. Um im Bild zu bleiben: Wir unterstützen bei der Routenplanung, der Navigation, sorgen für Ordnung und halten Ausschau nach Untiefen. Im Dialog sind wir ein vielseitiger Sparrings-Partner: mal geben wir den Erbsenzähler, mal den Impulsgeber und Mutmacher, mal den Advocatus Diaboli. Wir steigen in den Ausguck und helfen, steuerliche und betriebswirtschaftliche Risiken zu identifizieren, deren Eintrittsindikatoren zu beobachten und gegebenenfalls zu umschiffen. Wir unterstützen bei der regelmäßigen Bestimmung von Standort, Kurs, Geschwindigkeit und Beständen. Wir unterstützen bei der regelmäßigen Prüfung und Anpassung der Planung, d.h. ob sich die Annahmen als zutreffend, die Aktionen als wirksam, die Absichten noch als erstrebenswert und die Reserven als ausreichend erweisen. Und auch wenn’s hart auf hart kommt, weichen wir nicht von Ihrer Seite. Das ist es, was wir tun.

?: Herr Ziegler, Mast- und Schotbruch.

Z: Vielen Dank für das Gespräch.

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